Warum ist Kenia von der Corona-Pandemie so stark bedroht? Wirtschaftliche Faktoren.

Die Angst in der Bevölkerung wächst - „Wer nichts verdient, muss hungern.“

In der Bevölkerung herrscht eine immer größer werdende existenzielle Angst, da die Einschränkungen für viele Kenianer verheerende Folgen mit sich bringen. So arbeiten etwa 80 Prozent der Bevölkerung im informellen Sektor. Laut dem kenianischen Statistikbüro verdienen zwei Drittel von ihnen ihr Geld im Hotel- und Gaststättengewerbe. Dieser Sektor dürfte mit den rigiden Maßnahmen im Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus praktisch zum Erliegen kommen. Das gilt vor allem für den Tourismus, der zuletzt rund neun Prozent zum kenianischen Bruttoinlandsprodukt beitrug. Das restliche Drittel verdient sich zum Beispiel als Handwerker, Köche, Händler, Friseure, Taxifahrer, Bauarbeiter, oder als Hauangestellter. Für sie alle gilt die alltägliche bittere Realität, dass sie ohne jedwede soziale Absicherung und ohne geregeltes Einkommen auskommen müssen. Der Tagesverdienst wird unmittelbar für Ernährung und Miete eingesetzt. Kaum einer besitzt Rücklagen. Das Anlegen von Vorräten, wie es die Regierung empfiehlt, ist für sie unmöglich und ist zudem aufgrund fehlender Kühlschränke und der hohen Hitze auch wenig sinnvoll.  Dieser Großteil der kenianischen Bevölkerung lebt somit tagtäglich und sprichwörtlich „von der Hand in den Mund“. Für sie gilt die Devise: „Wer nichts verdient, muss hungern.“

Kenia ist abhängig vom Export

Der globale Lockdown trifft ein vom Export abhängiges Land wie Kenia mit äußerster Härte. Kenia ist abhängig vom Export von Kaffee, Tee, Blumen und vom Tourismus. Alle diese Sektoren sind von internationaler Nachfrage und entsprechenden Transportinfrastrukturen abhängig. Beides ist jedoch derzeit auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

 

Zwei Meter Abstandsgebot - ein Ding der Unmöglichkeit

Die von der Regierung geforderten hygienischen Schutzmaßnahmen, wie die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit oder das Abstandsgebot kann kaum von jemandem eingehalten werden. Ein Drittel der Kenianer, ungefähr 17 Millionen Menschen, leben in Städten. Davon wohnen etwas mehr als die Hälfte in Armenviertel, die zumeist jedoch weniger als zehn Prozent der Stadtfläche ausmachen. Oftmals handelt es sich um notdürftig zusammengezimmerte Blechhütten, in denen nicht selten 10 Menschen auf gerade einmal 20 Quadratmetern zusammengepfercht leben. Zwei Meter Abstandsgebot ist für die Menschen somit ein Ding der Unmöglichkeit und ein Unterbrechen der Infektionsketten somit auch. Zudem verfügt eine Vielzahl der Slumsbewohner über kein fließendes Wasser im eigenen Zuhause. Im besten Fall gibt es in den Gassen Wasseranschlüsse, die sich die Bewohner eines Viertels teilen. Allerdings bleiben die Hähne häufig trocken, dann müssen die Menschen Wasser für vergleichsweise viel Geld kaufen. Das belastet die knappen Haushaltskassen, ebenso wie der Kauf von Seife. Desinfektionsmittel, das die Regierung empfiehlt, wenn Wasser nicht zur Hand sei, sind spätestens seit dem Bekanntwerden des ersten Corona-Falls für zahlreiche Menschen unerschwinglich geworden. Das gleiche gilt für die in der Öffentlichkeit vorgeschriebenen Masken.

 


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